Dienstagmorgens um kurz vor 9.00 Uhr hatte sich fast die gesamte Jahrgangsstufe Q2 vor dem Friedrich-Ebert-Gymnasium eingefunden und machte sich in einem Doppeldeckerbus auf den Weg nach Straßburg. Bereits gegen Mittag passierte die Reisegruppe nach einer kurzen Rast unmerklich (dem Schengen-Abkommen sei Dank) die deutsch-französische Grenze. Helmut Geyer, der die Reisenden im Dienste der Europa-Union begleitete, gab den Schüler*innen auf der Anreise noch Input bezüglich der Entstehung der Europäischen Union und seiner Institutionen.

In Straßburg angekommen, setzte der englischsprachige Busfahrer die Reisegruppe zunächst am Place Étoile ab, von wo aus sie zum Kathedralplatz liefen. Die Schüler*innen erhielten nun Gelegenheit, Straßburg auf eigene Faust zu erkunden.  Nach knapp zweieinhalb Stunden erschienen alle gestärkt und zum Teil mit Einkaufstüten bestückt wieder am Münster und es ging erneut zum Place Étoile, wo sie schon der Bus erwartete, mit dem es weiter zum Europäischen Parlament ging.

Nach den üblichen Sicherheitskontrollen wurde die Gruppe freundlich in Empfang genommen und begrüßt. Zunächst ging es für die Schüler und Schülerinnen in eine 360°-Präsentation zum Thema Europäische Union. Diese zeigte die aktuellen Herausforderungen, die es gemeinsam zu bewältigen gelte. Anschließend ging es auf die Zuschauertribüne des Plenarsaals, der aufgrund vieler anstehender Abstimmungen gut gefüllt war. Dort beobachtete die Besuchergruppe die Abstimmungen, die im Halbminutentakt erfolgten. Mal per Handzeichen, mal namentlich und auch elektronisch. Eine Übersicht über das Abstimmungsergebnis bot eine Anzeigetafel an der Wand.

Danach wurden die Schülerinnen und Schüler in einen Besprechungsraum geführt und erfuhren, dass der Abgeordnete Prof. Sven Simon (CDU) leider erkrankt sei. Sein Büroleiter, Johannes Volkmann, erwies sich aber als kompetenter Vertreter. Eingangs gab er noch einige Informationen zum Verhältnis der Institutionen, zur Zusammensetzung des Parlaments und zu den Unterschieden bei der Zusammenarbeit der Parteien im Vergleich zum Bundestag.

Doch dann stellte er sich geduldig den zahlreichen interessanten Schülerfragen.

So wollten die Schülerinnen und Schüler z. B. wissen, ob es im Parlament eine Anwesenheitspflicht gebe. Diese Frage verneinte der Büroleiter und fügte hinzu, dass 85 bis 90% der Abgeordneten bei Abstimmungen anwesend sein, da auch die Stimmen der Fehlenden nicht mitgezählt würden. Zu der Tatsache, dass bei den Debatten weit weniger Abgeordnete anwesend sein, erklärte Johannes Volkmann, dass das Ziel der Debatten im Plenum eher eine Erklärung nach außen sei und weniger nach innen – „dazu reicht eigentlich schon die Anwesenheit von nur einer Kamera“. Oft nähmen die Abgeordneten in der Zeit auch andere Verpflichtungen wahr, wie z. B. der Empfang von Besuchern.

Angesprochen wurde u. a. auch die Existenz zweier Parlamente – eines in Straßburg und eines in Brüssel. Volkmann erklärte, die Abgeordneten pendelten je nach Sitzungswoche hin und her. Zu dem Zweck gebe es immer Charter-Züge. Weitere Themen waren der Umgang mit dem undemokratischen China, welches sich überall in Europa einkaufe sowie der geplante EU-Beitritt der Ukraine. Die Besucher zeigten aber auch Interesse an Volkmann persönlich und wollten wissen, was der Büroleiter für seine persönliche Zukunft geplant habe. So verriet der momentan im Kreistag Wetzlar Aktive, dass er Anfang Mai auf dem Bundesparteitag der CDU für ein Amt im Bundesvorstand kandidieren wolle. Und dies „ganz ohne Enkeltrick“, wie die Besucher später der hessenschau entnahmen. Es stellte sich nämlich im Nachhinein heraus, dass die Schülerinnen und Schüler mit dem Enkelsohn des verstorbenen Bundeskanzlers Helmut Kohl gesprochen hatten.

Mit neuen Eindrücken im Gepäck traten die Schülerinnen und Schüler gegen 19.00 Uhr die Heimreise an, die leider aufgrund eines Staus auf der A5 dann etwas länger als geplant dauerte.