Es waren mit -6°C eisige Temperaturen, als die Schüler*innen der Qualifikationsphase 1 des Friedrich-Ebert-Gymnasiums in Mühlheim in aller Frühe zum Landtag nach Wiesbaden aufbrachen. Auch aus Frankfurt startete eine Gruppe Lehrer- und Schüler*innen der Elisabethenschule mit dem gleichen Ziel.

Dort angekommen ging es nach einer kurzen Begrüßung für alle direkt in medias res. Die Schüler und Schülerinnen erhielten eine Einweisung in den Ablauf des vom Landtag angebotenen Planspiels „Wir sind Abgeordnete“. Zunächst erhielten die Angereisten die Möglichkeit, die Fragen loszuwerden, die sie mit im Gepäck hatten. Zur Beantwortung stellten sich Martina Feldmann von Bündnis 90/ die GRÜNEN, der Fraktionsvorsitzende der AfD, Robert Lambrou, sowie ein Referent der Fraktion DIE LINKE zur Verfügung. Dieses Gespräch leitete David Klingenberg, der Schulsprecher, aus einem der beiden Leistungskurse des FEG. Bei diesem Austausch erfuhren die Schülerinnen und Schüler einmal mehr, dass Politiker mitunter sehr kompromissbereit sein und zum Teil auch von ihren Zielen Abstand nehmen müssen, weil sonst ein gemeinsames Regieren nicht möglich wäre. So trägt nun die Grünenabgeordnete Martina Feldmann den Flughafenausbau in der Koalition mit, den sie ursprünglich verhindern wollte, als sie sich für Politik zu interessieren begann.

Nach der konstituierenden Sitzung im Plenarsaal gab es abwechselnd in Gruppen noch eine Führung durch das beeindruckende Landtagsgebäude mit seinen teilweise prunkvollen Räumen und Redeübungen im Plenarsaal. Anschließend mussten noch die Ämter z. B. der Landtagspräsident*in, der Schriftführer*in und Fraktionsvorsitzenden besetzt werden. In die Rolle der Ministerpräsidentin schlüpfte Nastassja Rigoll.

Anschließend folgten die Fraktionssitzungen, in denen es nun galt, auf Grundlage des in der Vorbereitung erarbeiteten Wissens zu den Themen „Schule“, „Verkehr“ und „Drogen“, Anträge zu formulieren, die bis Antragsschluss um 12.30 in der Lobby abgegeben werden mussten. Nach einem Mittagessen ging es dann gestärkt zu einer kurzen Absprache in die Fraktionssitzungen zurück und dann in die zweite Plenarsitzung, wo die Anträge vorgestellt und diskutiert wurden. Natürlich unter strikter Einhaltung der Redezeit wurden Zwischenfragen mal erlaubt, mal abgewiesen. Das Auftreten der Schüler*innen wurde zunehmend professioneller, so gab es dann auch Applaus durch die Fraktionen. In den anschließenden Ausschusssitzungen wurden dann die Anträge überarbeitet oder geändert. Noch schnell in der Lobby die Beschlussempfehlung abgeben, bevor in einer weiteren Fraktionssitzung die Strategie für die dritte Plenarsitzung besprochen wurde.

Und dann war es auch schon soweit: Die dritte und letzte Plenarsitzung forderte die Schüler*innen erneut zur Debatte der geänderten Anträge heraus, bevor es zur Schlussabstimmung kam, die sogar mittels Kärtchenabfrage stattfand. Es kam, wie es kommen musste: Die konservativ-ökologische Regierungskoalition hielt stark zusammen und die Opposition hatte keine wirkliche Chance, etwas durchzusetzen. Anders als in der Realität bildeten sich in dem Planspiel allerdings auch ungewöhnliche Partnerschaften mit der „alternativen Fraktion“, die ja in der realen Politik durchgehend isoliert da steht. Über eines der Ergebnisse dürften sich besonders die Lehrer gefreut haben, denn für sie hatten die Schüler 7% mehr Lohn sowie kostenlose digitale Endgeräte beschlossen.

Die Schüler*innen beurteilten die Teilnahme am Planspiel als sehr gut. Sie hätten sich sehr schnell in ihren Rollen eingefunden und zu jederzeit gewusst, warum sie gerade was zu tun hatten. Außerdem lobten sie die gute Organisation des Planspiels, die sehr hilfreichen Teamer und den Wissenszugewinn. „Ich fand es sehr lehrreich, weil ich durch das Planspiel einen guten Einblick in den Gesetzgebungsprozess erhalten habe. Außerdem verstehe ich die Parteien jetzt auch besser und warum es manchmal lange dauert, bis ein Gesetz fertig ist“, so eine Schülerin.  Die Frage, ob man dieses nicht auch hätte in der Schule durchführen können, verneinten die Schüler*innen. Es sei auch die ganze Atmosphäre, die sehr zum Gelingen dieses Planspiels beigetragen habe, „das kriegt man in der Schule so nicht hin.“