Am Mittwoch, den 7. Mai 2025, besuchte die Q2 gemeinsam mit ihren Politik- und Wirtschaftslehrkräften Lily Klemstein, Stefan Sturm und Fabian Treuherz das Europäische Parlament in Straßburg. Die Straßburgfahrt wurde wie jedes Jahr von der Europa-Union organisiert und bezuschusst.
Nach einer rund vierstündigen Busfahrt von Mühlheim in die „Hauptstadt Europas“ hatten die Schülerinnen und Schüler zunächst Zeit zur freien Verfügung. In Kleingruppen erkundeten sie die hübschen Gassen der Altstadt, probierten französische Spezialitäten, oder bewunderten das beeindruckende Straßburger Münster.
Anschließend ging es zum Europäischen Parlament. Eindrucksvoll war die Sicht auf die Flaggen der Mitgliedsstaaten und das riesige Zylinderförmige Gebäude. Nach einer flughafenähnlichen Sicherheitskontrolle betraten die Schüler das Gebäude, dessen Dach symbolisch unfertig gebaut ist, ein Zeichen für das „offene Projekt Europa“. Vor den Flaggen der Mitgliedsstaaten wurde ein gemeinsames Foto mit dem Europaabgeordneten Dr. Michael Gahler aufgenommen, einem hessischen Vertreter im EU-Parlament.
In einem Konferenzraum schilderte dieser seinen persönlichen Werdegang und beantwortete einige Schülerfragen. Bereits als Schüler haben ihn die internationale Politik, Geschichte, Geografie und Sprachen interessiert. So kam er früh in die politische Arbeit, zunächst über die Junge Union, dann als Stadtverordneter und später im Auswärtigen Amt. Eine wichtige Erfahrung ist, dass es im EU-Parlament im Gegensatz zum Bundestag keine Fraktionsdisziplin gibt und die Abstimmungen, geprägt von Partei, aber auch von Nation, sehr viel unvorhersehbarer und dynamischer sind. Danach ging es um aktuelle politische Themen, etwa über Europa, Verteidigungspolitik oder den internationalen Rechtsruck.
Besonders ausführlich sprach Gahler über den Krieg in der Ukraine und die sicherheitspolitischen Herausforderungen für Europa. Er betonte, dass Europa nicht nur solidarisch mit der Ukraine sein müsse, sondern auch selbst verteidigungsfähig bleiben solle. Ziel sei eine glaubwürdige Abschreckung Russlands. Dabei gab er auch an, wie sehr Europa von den USA abhängig ist und wie sehr Donald Trump als neugewählter Präsident ihr Verhältnis belastet.
Ein weiterer Punkt war der zunehmende Rechtsruck in Europa. Gahler zeigte sich besorgt über das Erstarken rechtsextremer Parteien im EU-Parlament. Besonderen Fokus legte er auf die AfD, die sogar den rechten Fraktionen und Parteien wie Le Pens Rassemblement National im EU-Parlament „zu rechts“ sei. Er zog Parallelen zur Weimarer Republik und warnte davor, sie und ihre Taktiken zu unterschätzen, etwa ihre Stellung als „Protestpartei“.
Danach erhielten die Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, eine laufende Plenardebatte von der Zuschauertribüne aus mitzuverfolgen. Der Aufbau des Plenarsaals ist kreisförmig, die etwa 720 Sitze sind fraktionell geordnet. Im Zentrum befindet sich das Rednerpult. Hinter dem Plenarsaal befindet sich eine große Glaswand. Dahinter arbeiten die zahlreichen Dolmetscher, die simultan in die 24 Amtssprachen der EU übersetzen. Oberhalb dieser Kabinen befindet sich die noch breitere Zuschauertribüne.
Einige waren überrascht, dass während der Debatte nur rund zehn Abgeordnete anwesend waren. Das lag daran, dass zu diesem Zeitpunkt lediglich eine Fachdiskussion über steigende Lebensmittelpreise und ihre Belastung für Konsumenten stattfand, wobei demnach nur die entsprechenden Fachleute anwesend waren. In den späteren Abstimmungen sind dann in der Regel alle Abgeordneten anwesend.
Nach etwa einer halben Stunde verließen die Schülerinnen und Schüler wieder das Parlamentsgebäude, durchliefen die Sicherheitskontrolle und traten die Heimreise an. Diesmal mit einer Erinnerung an ein Regierungsorgan, das auf zahlreiche Aspekte unseres Alltags spürbaren Einfluss nimmt.