„Konnten Sie während Ihrer Amtszeit einen Wandel in der Debattenkultur verzeichnen?“ „Fiel es Ihnen schwer, als Bundestagspräsident unparteiisch zu bleiben?“ „Inwiefern sehen Sie eine Gefährdung unserer Demokratie, insbesondere mit Blick auf den weltweiten Rechtsruck?“ Diese und weitere Fragen beantwortete Prof. Dr. Norbert Lammert, ehemaliger Bundestagspräsident, in der Veranstaltung „Demokratie braucht Debatte“.
Am Mittwoch, den 2.4.2025, besuchte dieser das Friedrich-Ebert-Gymnasium. Nach der Einführung durch Schulleiter Stefan Sturm und der Anmoderation der Schüler Kian Rolke und Luka Celic (PoWi-LK der Q2) ergriff Prof. Dr. Lammert das Wort.
Dieser hielt einen Vortrag über seinen Werdegang, wie er eigentlich ursprünglich Musik studieren wollte und wie sein damaliger PoWi-Lehrer ihn geprägt hat. „Es war nicht so, als ob ich im Kindergarten herumgelaufen wäre und verkündet hätte, ich wolle Bundeskanzler werden“, scherzte Lammert. Neben seinem Studium schilderte er vor allem seinen Weg von der Kommunal- in die Bundespolitik. „Ich bin in die Partei meines Vaters nicht aus Begeisterung eingetreten, sondern aus Verzweiflung.“ Er erzählte auch Anekdoten, etwa über sein teils von seinem Vater abweichendes Abstimmungsverhalten in den gemeinsam besuchten Räten.
In der darauffolgenden Fragerunde ging es um Themen wie die Demokratie und ihre Fragilität, sowie das Amt des Bundestagspräsidenten und die Absenkung des Wahlalters. Es wurden aber auch kleine Abstecher z. B. in die Außenpolitik unternommen.
Dabei kamen besonders drei Haltungen Lammerts heraus.
Die Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit, wie jede andere Regierungsform ist sie fragil. Ihre Erhaltung braucht die Partizipation aller, ob in Wahlen oder in Debatten inner- und außerhalb der Parlamente. „Parteien haben privilegierte, aber nicht exklusive Aufgaben“, so sieht es der ehemalige Bundestagspräsident
„Wahlen finden statt, weil niemand weiß, wer recht hat“, erklärt Lammert seine Sichtweise, denn Politik besitze nicht den Anspruch der Wahrheitsfindung. Wer also meint, „Die Mehrheit hat mit uns gestimmt, also liegen wir wohl richtig“, der habe Politik nicht verstanden.
Demokratie braucht Debatte. Dazu braucht es nicht bloß die großen Politiker und Politikerinnen. Politische Partizipation und ihre Debatten sind auch in vielen andern Formen möglich und wichtig. Man müsse gar nicht immer einer Meinung sein. „Die Partei, mit der ich in allen Punkten übereinstimmen würde, bestünde aus nur einer Person“, gibt Lammert den Zuhörern zu bedenken, “und die wäre ich.”
Nach diesen inspirierenden Worten kehrten die Schüler in den Unterricht zurück, während Herr Prof. Lammert nach einem kleinen Stehimbiss im Medienzentrum zu seinem nächsten Termin aufbrach.
(geschrieben von Philip Minh Huy Nguyen, Q2)
Bilder zum Besuch des ehemaligen Bundestagspräsidenten Prof. Dr. Norbert Lammert am Friedrich-Ebert-Gymnasium (von Fabiano Mollo)