„Don´t dream it´s over“ von Crowded House schmetterte die schuleigene Lehrerband „Ghosted by Cats“ zur musikalischen Eröffnung der Veranstaltung.

Es folgte die Begrüßungsrede von Luna Domes und Schulsprecher Samuel Schmidt, beide Mitglied der Courage-AG, bevor Schulleiter Stefan Sturm seinerseits alle im Theatersaal der Schule anwesenden Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer – sowie diejenigen, die Dank der Technik-AG per Live-Übertragung in den Klassenräumen an der Feierlichkeit teilnehmen konnten, begrüßte. Darüber hinaus waren auch Vertreterinnen und Vertreter des Schulelternbeirats und des Fördervereins sowie die Gäste Robert Ahrnt als Vertreter der Stadt Mühlheim, Fabian Lippert vom Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ sowie Serpil Unvar, die Initiatorin der Bildungsinitiative Ferhat Unvar, die die Patenschaft für das Friedrich-Ebert-Gymnasium übernommen hat, anwesend.

Samuel Schmidt wies darauf hin, dass es sich bei dem Siegel um eine Selbstverpflichtung handele und bat die anwesenden Vertreter der Schulklassen diese Selbstverpflichtung, die sie in Form eines Plakates auf ihren Sitzplätzen vorfanden, nach der Veranstaltung mit in ihre Klassenräume zu nehmen. Weiter versicherte er: „Wir sind glücklich, dass nun – fast 3 Jahre nach der Abstimmung – für die Teilnahme an dieser Initiative, endlich der Tag der Verleihung gekommen ist.“ und stellte weiter fest, dass sich die Situation erschreckenderweise nicht verbessert habe. Mit dem Hinweis auf die Statistik des Bundeskriminalamtes hob er hervor, dass es besonders in den letzten Jahren zu einem starken Anstieg von durch Hass motivierten Straftaten kam – im Jahr 2023 habe es einen Anstieg von 48% im Bereich der Hasskriminalität gegeben. Einen genauso drastischen Anstieg zeige die Erfassung von 49% mehr antisemitischen Straftaten im Vergleich zum Vorjahr nach Beginn der Anschläge der Terrororganisation Hamas in Israel. „Menschenfeindlichkeit ist nicht überwunden,“ stellte er bedauernd fest, aber optimistisch fügte er hinzu: „Wir wissen, dass wir nur zusammen stark sind und dass Hass nie eine Lösung oder Antwort ist, auch wenn Populisten das gerne nahelegen. Wir sind stärker als der Hass.“

Dann richtete er noch Dankesworte unter anderem an die Fachbereichsleiterin Bettina Dey und die frühere Schülervertretung, die den Stein damals ins Rollen gebracht hatten sowie die Patin Serpil Unvar.

„Ein ganz besonderer Dank gilt aber neben allen Mitgliedern der Courage-AG, die diese Veranstaltung ermöglicht haben, auch Frau Kunze. Frau Kunze ist eine der Personen, deren Engagement keine Grenzen kennt. Ohne sie wäre das ganze Projekt nicht möglich gewesen. Danke, dass es Ihnen so wichtig ist, dass sich alle an unserer Schule wohlfühlen können und wir nun den guten Werten, für die wir stehen, auch mehr Ausdruck verleihen können.“

An die Schülerschaft gerichtet wiesen die beiden Mitglieder der Courage-AG darauf hin, dass die Plakette sie daran erinnere, dass sie sich verpflichtet haben, bei Diskriminierung einzuschreiten; etwas zu sagen; anderen zu helfen und sie erinnerten daran, dass alle Klassen mit dem Gestalten eines Buchstabens der Girlande zu dieser Veranstaltung beigetragen hatten.

Dann folgte die Rede des Schulleiters Stefan Sturm, beginnend mit den Worten: „Auf diesen Tag haben wir lange gewartet! Unsere Schule wird mit dem heutigen Tag offiziell als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ in das bundesweite Netzwerk aufgenommen. Ich freue mich sehr über das Engagement der Mitglieder unserer Schulgemeinde, die sich vor Jahren auf den Weg gemacht haben hin zu diesem Gütesiegel, das wir heute erhalten.“

Einen ganz besonderen Dank richtete der Schulleiter an alle Mitglieder der Courage-AG und alle anderen beteiligten Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte. Ganz besonders begrüßte er die Gäste dieser Veranstaltung:

Herr Ahrnt wurde beglückwünscht, er könne auch stolz sein, dass es in seiner, in unserer, Stadt Menschen gebe, die offensiv eintreten gegen Rassismus und gegen Benachteiligung aufgrund der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe. Denn seit vielen Jahren sei das Friedrich-Ebert-Gymnasium bereits in unserer Zivilgesellschaft aktiv. Er erinnerte an die alljährliche Kranzniederlegung am Wachthäuschen am 9. November und an die Projektfahrt zur KZ-Gedenkstätte Auschwitz, aus der immer eine öffentliche Präsentation für die Mühlheimer Bevölkerung entstehe.  Darüber hinaus sei das Friedrich-Ebert-Gymnasium von Anfang an institutionelles Mitglied bei „Bunt statt braun – Mühlheim“ und immer im Sprecherteam vertreten gewesen. Lehrkräfte, Schulleitung, derzeitige und ehemalige Schülerinnen und Schüler dieser Schule engagierten sich gemeinsam mit anderen für ein vielfältiges und buntes Mühlheim, in dem Ausgrenzung und Diskriminierung keinen Platz haben sollen.

Sturm begrüßte Herrn Lippert vom Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“: „Sie sehen, unsere Schule ist bereits aktiv und vernetzt und nimmt auch außerhalb des eigentlichen schulischen Rahmens ihre Verantwortung für die Gesellschaft wahr. Deshalb freuen wir uns besonders über die Aufnahme in das Netzwerk anderer Schulen, die diesen Weg ebenfalls gehen. Wir wissen um die Verpflichtung, die wir mit dem Erhalt der Urkunde heute eingehen.“  Schulleiter Stefan Sturm bedankte sich anschließend bei  Serpil Unvar: „Sie sind heute als Initiatorin der „Bildungsinitiative Ferhat Unvar“ hier, weil Sie sich bereit erklärt haben, für unsere Schule die Patenschaft zu übernehmen.  Dass es uns gelungen ist, einen so aktiven Kooperationspartner bzw. eine so renommierte Paten-Organisation zu gewinnen, ist für uns gleichzeitig Ansporn und Verpflichtung. Damit setzen Sie Ferhat ein Denkmal und auch sonst ein wichtiges zivilgesellschaftliches Zeichen – gegen das Vergessen, gegen Ausgrenzung und Rassismus und für Zivilcourage und ein menschliches Miteinander. Danke, dass Sie unsere Schule als Patin auf dem Weg hin zu einer echten „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ begleiten wollen.“

Der Schulleiter wies darauf hin, dass das Zertifikat, welches die Schule nun bekommen wird, verbunden mit der Aufnahme in das Netzwerk, nicht nur ein Schild sei, was an den Türen des Schulgebäudes hänge und es beschreibe auch keinen Zustand, der bereits erreicht wäre sondern es solle alle Mitglieder der Schulgemeinde täglich daran erinnern, was man sich vorgenommen habe. Dieser Weg hin zu einer Schule mit Courage müsse erst noch gegangen werden!

Daher richtete er abschließend diesen Appell an alle Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte: „Lasst uns gemeinsam ein gutes Miteinander hier in der Schule ohne Ausgrenzung oder Beleidigungen leben!“

Eine beleidigende Sprache wollen wir nicht an dieser Schule hören. Und wenn jemand bei anderen beleidigende Sprüche und Redensarten höre, solle er couragiert sagen, dass das nicht in Ordnung sei. Alle sollten für einen diskriminierungsfreien Umgang miteinander sorgen.  Mit der Aufforderung „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage. Das ist nicht erreicht, noch lange nicht. Aber wir sind auf dem Weg. Also lasst uns diesen Weg gemeinsam weiter gehen. Und nehmen wir den heutigen Tag als Motivation und Ansporn.“ übergab der Schulleitung das Mikrofon an Robert Ahrnt, den Ersten Stadtrat Mühlheims.

Mit dem Hinweis auf die zutiefst rassistische Sprache in dem historischen Buch „Die Abenteuer des Huckleberry Finn“ (1884) von Mark Twain, welches ihm vor kurzem erneut in die Hände fiel, stellt sich der Erste Stadtrat die Frage: „Was darf man denn heute noch sagen?“ Er beantwortete sich die Frage selbst: „Man darf alles sagen, aber man muss damit rechnen, dass man Widerspruch erfährt. Denn das Recht der Freien Meinungsäußerung deckt nicht, dass man Wörter benutzt, die andere Menschen beleidigen, diskriminieren und ausgrenzen.“ Darüber hinaus gab Robert Ahrnt zu bedenken, dass Rassismus auch ein Teil des Menschen selbst sei, diesen zu erkennen und möglicherweise auch offen damit umzugehen sei der allerschwerste Teil im Kampf gegen den Rassismus.

Nach einer musikalischen Unterbrechung durch den Gesangsbeitrag „Heal the world“ (von Michael Jackson) vorgetragen vom großen Chor der Schule, trat die Patin Serpil Unvar vor das Mikrofon und wies unter anderem darauf hin, dass der Hass, der ihrem Kind das Leben genommen habe, Teil eines größeren Problems sei: Der Hass sei nämlich das Ergebnis einer Welt, in der Unterschiede oft wichtiger gemacht würden als das, was uns alle verbinde. „Sei es Religion, politische Überzeugung oder ethnische Herkunft. Jede Form der Spaltung führt letztlich zu Schmerzen und Verlust.“ Mit dem Hinweis „Liebe ist stärker als Hass“ bedankte sie sich ebenfalls für die Zusammenarbeit.

Nach einem kurzen Gitarrensolo von David Gelash (8d) mit dem Song „Stand by me“ (von Ben E. King) trat schließlich Fabian Lippert vor die Anwesenden und lobte das große Engagement des Friedrich-Ebert-Gymnasiums innerhalb und außerhalb der Schule. Er ging auf die Bedeutung des Wortes „Courage“ ein und wies auch auf die Unantastbarkeit der universellen Menschenrechte hin, bevor er das Friedrich-Ebert-Gymnasium als 197. hessische Schule durch Überreichung der Urkunde und des Schildes ins Netzwerk aufnahm.

Die Veranstaltung endete musikalisch mit einem Zusammenspiel von Lehrerband und dem großen Chor mit dem Song „Everyday people“ (von Sly and the Family Stones).